Audiatur et altera pars: warum dieser Grundsatz aus dem Römischen Recht auch bei der Bearbeitung von Konflikten entscheidend ist

Audiatur et altera pars (lat.) – Es werde auch die andere Seite gehört. Dieser Grundsatz ist ein Prozessgrundrecht; formuliert wurde er im Römischen Recht, aber auch schon davor. Die Version eines von zwei oder mehr Konfliktbeteiligten ist und bleibt eine von mehreren Sichtweisen und somit Wirklichkeiten. Ohne die Anhörung der anderen Seite würden mehr ungerechte Gerichtsurteile gefällt werden.

Audiatur et altera pars ist auch für die außergerichtliche Konfliktmoderation entscheidend.

Unterschiedliche Sichtweisen, Settings, Situationen und innere Seiten Innere Seiten

Unterschiedliche Sichtweisen, Ziele, Situationen und innere Seiten – muss das ein Konflikt sein?



Audiatur et altera pars ist gelebte konstruktivistische Neutralität

In der systemisch-konstruktivistischen Arbeit mit Konfliktparteien suchen wir nach den Wechselwirkungen, die durch das Denken, das Bewerten und das Handeln von Personen entstehen.

  • Es kann sich hier um einen Vorstand handeln, der nicht nachvollziehbare Ansagen macht – und eine Belegschaft, die innerlich kündigt.
  • Oder: ein Key Account Manager, der Umsatzsteigerungen fordert, aber beim Marketing sparen will

Wo auch immer Sie hinsehen, es sind höchst unterschiedliche, vordergründig einander zuwiderlaufende Interessen und Anliegen im Spiel.

Es kommt daher darauf an, möglichst viel unter einen Hut zu bekommen – und für alles weitere tragfähige Kompromisse zu verhandeln.

Allparteilichkeit ist eine Kunst – und sie ist unverzichtbar

Allparteilichkeit muss für eine gründliche und grundlegende Konfliktmoderation in allen Fällen angewandt werden:

  • bei der Bearbeitung konfliktreicher Interaktion zwischen zwei oder mehr Menschen (s. auch Rosenberg-Modell)
  • mit dem Blick auf die Ambivalenzen und die Vielstimmigkeit in uns selbst: während eine Seite von mir … hätte eine andere Seite so gerne …

Für die Konfliktmoderation hören und sehen wir daher immer alle Seiten an – und wir nehmen uns Zeit für sie.

 

Die Versuche, ein Anliegen in einem Menschen oder das Streben nach einem Ergebnis oder einer Wertvorstellung in einem Team zu ignorieren, führen zu unsichtbaren Elefantenherden im Raum. Übersehene Seiten (Ego States) eskalieren in Form überzogener Forderungen und Vorwürfe.

Kindheit Puppen

Audiatur et altera pars: Was ist, wenn wir alle Seiten (innere Seiten und Konfliktparteien) einladen, sich auseinanderzusetzen? Dann kommen alle weiter und können etwas aushandeln.

Teilearbeit – Ego-States – im Unternehmen

Im Unternehmen gibt es unterschiedliche Abteilungen, im Team sind die Rollen verteilt (nicht immer offensichtlich) – und es gibt Abteilungen in jedem Menschen selbst. Wir verwenden für Ego-States (Persönlichkeitsanteile bzw. Seinszustände) hier bewusst die Methaper der Abteilungen des Unternehmens. Damit wird klar, welchen Anspruch wir an unsere Arbeit haben.

Wer nur mit dem Chef (Verstand) reden will, erreicht das Unternehmen nicht. Wir wollen (und müssen) genau wissen, welche Protagonisten an einem Konflikt beteiligt sind: damit wir eine Verhandlungsebene finden, auf der die Konfliktbeteiligten miteinander in den von uns moderierten Dialog eintreten.

Ego-States im Business also – damit sind wir mit einem Lösungsansatz im Geschäft. Audiatur et alter pars ist der Schlüssel.

Audimus et spectamus omnes partes

Audimus et spectamus omnes partes (lat.) – Wir hören und sehen alle Seiten an. Unser Grundsatz als Systemiker, Pragmatiker und Konstruktivisten ist es, in Zeitlupe zuzuhören und hinzusehen. Auf diese Weise zeichnet sich der Elephant in the Room ab – aber er wirkt nicht mehr bedrohlich, weil er an Kontur gewinnt.

Was glauben Sie, welche Seiten in Ihrem Team (oder in Ihnen selbst) endlich Gehör und Beachtung finden sollten?

Kontakt aufnehmen – mit dem Elefanten in Verhandlung treten